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Die vergangene Zeit hatte es in sich und wollte mich kaum zu Atem kommen lassen. Der neue Roman um Cinnamon und Chrome wächst und gedeiht, andere Protagonisten wie Cale und Seth aus der „Berserkersohn-Reihe“ stehen ungeduldig daneben und warten darauf, dass es auch bei ihnen weiter geht. Keine Zeit also für lange Worte – ich muss schreiben.  😉

Auch Euch will ich nun nicht lange auf die Folter spannen! Hier also nun ein neues Häppchen aus Berserkerblut III:

Die Tür glitt mit einem leisen Quietschen nach innen. Der nicht zu vertreibende Geruch nach Bohnerwachs und frischer Wäsche, die sich im Keller in einem der beiden Trockner drehte, empfing Cin, als wäre sie nie fort gewesen. Müde schleppte sie sich die gewundene Treppe empor, von deren Geländer der grüne Lack abblätterte. In der oberen Etage hatte sie ihr Apartment erreicht, schloss auf und trat ein.
Die Reise mit Flugzeug und Bahn quer über den Kontinent hatte einen ganzen Tag in Anspruch genommen. Viel zu viel Zeit, um nachzudenken und ihre Entscheidung ein ums andere Mal in Frage zu stellen. Als könne sie den ungebetenen Gedankengang darunter begraben, ließ sie ihre Reisetasche aus größerer Höhe als notwendig auf den Boden des winzigen Flures fallen und sah sich um.
Wer im Village wohnen wollte und kein Geld wie Heu hatte, tat gut daran, nicht an Klaustrophobie zu leiden. Bisher war ihr nicht bewusst gewesen, wie klein ihre Wohnung wirklich war. Nun aber schienen sich die Wände der Diele auf sie zuzubewegen und wieder zur Tür hinausschieben zu wollen. Rasch trat sie in ihr Wohn- und Schlafzimmer und schob die Fensterscheibe nach oben.
Frische Luft vertrieb die abgestandene Atmosphäre sowie Cins schwermütige Gedanken ein Stück weit und sie ließ sich auf die Schlafcouch sinken. Der Abschied war ihr trotz allen Misstrauens schwer gefallen. Ihre Stiefeltern waren ehrlich betrübt gewesen und hatten versucht, Cins psychische Verfassung für ihren Gemütszustand und ihre unverständlichen Beobachtungen verantwortlich zu machen. Letztlich hatten sie sich im Guten getrennt. Cin hatte ihnen das Versprechen gegeben, sich regelmäßig zu melden.
Sie schloss für einen Moment die Augen. Hier würde, nein, hier musste ihr der Schritt zurück in ihr altes Leben einfach gelingen. Ob mit oder ohne ihre Erinnerung an die vergangenen Monate.
Durch den Tapetenwechsel und die Durchsetzung ihres Willens gestärkt, öffnete sie die Badezimmertür.
In dem dämmrigen Raum stapelten sich graue Leichen bis zur Decke.
Milchig überzogene Augen, zu Krallen geformte Hände, zu lautlose Schreien aufgerissene Münder.
Mit leisem Wimmern wich Cin zurück und knallte die Tür zu. Sich vor- und zurückwiegend hockte sie minutenlang im Flur, bevor sie erneut den Mut fand, durch die halb geöffnete Tür zu lugen.
Die winzige Kammer war wieder nur, was sie immer gewesen war: ein Badezimmer. …